Online-Händler haben die Wahl zwischen zwei Strategien beim Versand ihrer Produkte: Dropshipping vs. Fulfillment. Beide Strategien haben Vor- und Nachteile. Ob Dropshipping oder Fulfillment die passende Wahl für einen Händler ist, hängt von den eigenen Präferenzen im E-Commerce ab.

Es gibt kein richtig oder falsch

Wer einen Online-Shop aufbaut, muss sich in Sachen Warenversand entscheiden: Dropshipping oder Fulfillment. Grundsätzlich gibt es dabei keine pauschale Aussage, welche Strategie richtig und welche falsch ist. Vielmehr kommt es auf viele einzelne Faktoren an, ob Dropshipping oder Fulfillment die passende Wahl für den Händler ist. Vor allem vier Aspekte sind dabei von entscheidender Bedeutung:

  • Welche Produkte verkauft der Händler über den Online-Shop?
  • Wie verkauft der Händler die Produkte genau?
  • Welche finanziellen Ressourcen stehen dem Händler zur Verfügung?
  • Welche Möglichkeiten zur Lagerung der Ware bestehen?

Im Hinblick auf diese vier Fragen haben Dropshipping und Fulfillment jeweils ganz andere Vor-und Nachteile, denn die beiden Strategien unterscheiden sich deutlich voneinander. 

Dropshipping: Strikte Trennung von Ladentheke und Lager

Bei der Frage, ob Dropshipping eine sinnvolle Lösung für das eigene Business ist, sollten sich Online-Händler die Eckpfeiler der Strategie in Erinnerung rufen. Kernelement desvom Dropshipping ist: Der Händler kommt nicht mit der Ware in Berührung. Er ist nur für den eigenen Online-Shop – die digitale Ladentheke – verantwortlich. Das Lager ist strikt vom Verantwortungsbereich des Händlers getrennt. Das bedeutet gleichzeitig, dass das Unternehmen, welches die Ware versendet, die Ware behält und diese erst nach dem Kauf durch den Endkunden mit dem Großhandel verrechnet. Der Online-Händler besitzt damit die Ware nicht von Anfang an. Das hat Vor- aber auch Nachteile.

Vorteile von Dropshipping

Der größte Vorteil beim Dropshipping: Online-Händler müssen kaum Eigenkapital mitbringen. Es braucht lediglich eine funktionierende Ladentheke – den Online-Shop. Zudem sparen Händler Kosten ein, da sie kein eigenes Lager führen müssen. Miete für Lagerfläche und Aufwendungen für die Lagerverwaltung entfallen damit. Den Transport der Waren ins Lager und die Lagerverwaltung übernimmt der Großhändler. Aber: Auch dieser macht das nicht umsonst, sondern stellt diese Kosten sowie Verpackung und Versand den Online-Händlern in Rechnung. Und hier zeigt sich auch schon der erste Nachteil.

Nachteile beim Dropshipping

Online-Händler, die Verpackung und Versand selbst übernehmen, profitieren oft von Mengenrabatten. Beim Dropshipping ist das eher selten der Fall, da der Großhandel für jede Bestellung einzeln abrechnet. In Sachen Versand hat Dropshipping aber noch weitere Nachteile, die nicht zuletzt auch Endkunden betreffen. Großhändler haben ihre Versandroutinen und in der Regel festgelegte Versandoptionen für Endkunden. Allerdings wünschen sich Verbraucher zunehmend eine breite Auswahl an Versandmöglichkeiten. Nicht alle Dropshipping-Services bieten eine solche Auswahl. Ein Minuspunkt für die Customer Experience. Und auch bei der Versandzeit können Dropshipping-Dienstleister nicht immer mit den Wünschen der Verbraucher mithalten. Das gilt vor allem dann, wenn Waren aus Asien kommen. Hier kann die Versandzeit schnell Wochen betragen. Verbraucher erwarten allerdings einen Versand innerhalb weniger Tage. Ein weiterer Nachteil beim Versand, der den Händler direkt betrifft: Durch die normalerweise festen Versandroutinen beim Großhändler ist eine Individualisierung des Versandes nur selten möglich. Auf das Händler-Logo oder eigene Werbemittel muss daher meistens verzichtet werden.

Aber nicht nur beim Versand hat Dropshipping Nachteile. Online-Händler sollten darüber hinaus beachten, dass sie nur Waren des Großhändlers im Online-Shop anbieten können. Flexible Anpassungen sind so kaum möglich. Zudem arbeitet der Großhändler häufig mit mehreren Online-Shops zusammen. Daher sollten Händler immer ein Kontingent der Waren reservieren – andernfalls kann es zu Lieferengpässen kommen. Und das geht zulasten der Customer Experience. Hier sind Tools, die zuverlässige Prognosen zur Bestellmenge von Produkten machen, Gold wert, um frühzeitig ein passgenaues Waren-Kontingent zu reservieren. Nicht zuletzt sollten Online-Händler auch berücksichtigen, dass sie nur noch wenige Möglichkeiten der Mitsprache in der Logistik haben, da sie beim Dropshipping nur noch den Verkauf verantworten. Auch hier sind individuelle Anpassungen kaum möglich.

Fulfillment: Mehr Mitsprache bei geringerem Logistikaufwand

Anders verhält es sich dagegen beim Fulfillment. In erster Linie handelt es sich dabei um die Abwicklung einer Bestellung. Soweit hört sich das Fulfillment nicht anders an als Dropshipping. Aber: Der große Unterschied besteht darin, dass die Waren von Anfang an dem Online-Händler gehören. Eine strikte Trennung zwischen virtueller Ladentheke und Lager gibt es daher nicht. Vielmehr handelt es sich um eine enge Zusammenarbeit zwischen Online-Händler und Fulfillment-Dienstleister. Was beim Dropshipping der größte Vorteil ist, ist beim Fulfillment der größte Nachteil: Händler müssen die Ware vorfinanzieren. Das erfordert natürlich finanzielle Ressourcen. Der Vorteil ist aber, dass Händler direkt Zugriff auf die Produkte haben. Unsicherheiten bezüglich möglicher Kontingente? Nicht im Fulfillment.

Vorteile von Fulfillment

Zu den weiteren Vorteilen von Fulfillment-Services gehört die individuelle Auftragsabwicklung und damit geringe Lieferzeiten. Beim Cross-Border-Commerce lagert der Fulfillment-Dienstleister im Idealfall die Waren direkt im Zielland und verkürzt damit deutlich die Versandzeit. Ein Plus für eine gute Customer Experience im E-Commerce. Händler sollten zudem in ihre Strategie-Überlegung einfließen lassen, dass Fulfillment mehr Individualisierungsmöglichkeiten bietet. Da Lagerung, Kommissionierung, Verpackung und Versand an den Dienstleister übertragen werden, können Händler in enger Absprache mit ihm Anpassungen wie das Corporate Design für Verpackungen einfach vornehmen. Der Service ist persönlicher und näher am Händler, als es beim Dropshipping der Fall ist. Zudem kann Fulfillment sowohl intern als auch extern betrieben werden. Das ermöglicht es Online-Händlern zum Beispiel, mit einem eigenen Versanddienstleister intern klein im Fulfillment anzufangen und bei Bedarf zu einem externen Fulfillment zu wechseln, wenn etwa die eigenen Lagerkapazitäten ausgereizt sind. Durch die Zusammenarbeit mit einem Fulfillment-Dienstleister vereinfachen Online-Händler am Ende ihre Logistik, behalten aber dennoch den vollen Spielraum, das eigene Produktsortiment flexibel auf die Bedürfnisse der Verbraucher anzupassen.

Nachteile von Fulfillment

Während Fulfillment ganz klar deutliche Vorteile in Sachen Individualisierung, Versandzeiten und Versandoptionen gegenüber dem Dropshipping-Service hat, hat der Einsatz von Fulfillment-Dienstleistern auch einen zentralen Nachteil. Abgesehen von den bereits erwähnten finanziellen Ressourcen, die für den Aufbau des Warensortiments notwendig sind, sind auch die Lagerkosten bei Fulfillment meist höher als beim Dropshipping. Zudem trägt der Online-Händler das Risiko bei der Produktauswahl. Waren, die nicht verkauft werden, bleiben Lagerhüter und stellen damit nicht zuletzt eine finanzielle Belastung dar.

Fazit: Dropshipping vs. Fulfillment hängt vom Online-Shop ab

Beide Strategien haben Vor- und Nachteile. Welche besser zum eigenen Business passt, entscheidet sich einerseits durch die finanziellen Ressourcen des Händlers. Andererseits auch nach der Ausrichtung des Online-Shops. Händler, die eher auf Masse verkaufen bzw. versenden, können von Dropshipping profitieren, da diese Strategie insgesamt kostengünstiger und auf ein sehr hohes Versandvolumen ausgelegt ist. Online-Händler, die höhere finanzielle Ressourcen haben, können eher auf Fulfillment-Dienstleister setzen. Der Fulfillment-Service ist in diesem Fall die kundenfreundlichere Wahl. Hier können Händler Lieferzeiten besser kalkulieren und den Versand individueller gestalten – von der Verpackung bis zu den Versandoptionen. Zudem übernimmt der Händler in diesem Fall selbst den Kundenservice und kann so besser auf Anfragen der Kunden reagieren. Und nicht zuletzt profitieren Händler bei Fulfillment-Dienstleistern in der Regel auch wieder von Mengenrabatten.

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